Aus der Sarrazinitis wird die Sarrazinose.
Archiv für den Monat August 2010
Sarrazinotiker
Dienstag, 31. August 2010Sarrazins Gensturz
Dienstag, 31. August 2010Jetzt erklärt uns die altehrwürdige FAZ, weshalb Sarrazin jetzt rettungslos erledigt sei.
Berthold Kohler schreibt allda:
“31. August 2010
Wer in Deutschland von einem Gen der Juden spricht, dem ist nicht mehr zu helfen. Der Begriff lässt alle Dämme der Verdammung brechen. Das sei „Wasser auf die Mühlen des Rassismus und Antisemitismus“, urteilte Vizekanzler Westerwelle. Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden sprach von einem „Rückgriff auf Elemente der Rassehygiene der Nazi-Zeit“. Da nutzt es Sarrazin auch nichts, dass er – bislang nur als Bewunderer jüdischer Intelligenz bekannt und dafür nicht des Rassismus geziehen – seinen jetzt gegeißelten Satz zwei seriösen Untersuchungen zu den genetischen Wurzeln des jüdischen Volkes entnommen haben will. An diesen störte sich niemand, als die „Jüdische Allgemeine“ über sie berichtete. Doch wenn drei auf diesem hochempfindlichen Gebiet Ähnliches sagen, ist das noch lange nicht das Gleiche.
Das hätte Sarrazin wissen müssen.”
Deutlicher kann man nicht formulieren, dass wir es mit einer offenen Zweiklassenmeinungsfreiheit zu tun haben.
Danke, Herr Kohler.
Sarrazin: In den Turn!
Dienstag, 31. August 2010Es ist schon der grandiosesten Eier eines: Je mehr Zuspruch Herr Sarrazin bekommt, um desto mehr schäumen und brausen die Guten und Gerechten.
Absetzen!
Mundtotmachen!
Ausschließen!
Ächten!
Verfehmen!
In den Turn!
Nazi!
Rassist!
Faschist!
Lufthohheitsmörder!!!
Wir werden, soweit betätige ich mich jetzt mal selbst als Wahrsager, (weiterlesen…)
Sarrazin: J’accuse!
Dienstag, 31. August 2010Ich zitiere mich mal selber, wie ich eben (mit Klarnamen selbstverständlich) anlässlich der Sarrazin-Debatte auf einem Forum des ef-magazin.de ausgeritten bin, denn es gehört wohl auch hierher:
“J’accuse!
Zunächst mal mich selber, denn ich gewinne einen derartigen Spaß an dieser beispiellosen Roadshow, dass mir deren ernste Folgen leicht aus dem Blickwinkel zu geraten scheinen, da das allgemeine Eselschreien solchermaßen beinahe ohnkannt delektiert, in 5D; man lacht Tränen und weint sie im Wechsel, da ist große Emotio, die Bretter, die die Welt bedeuten, schief an die Köppe der Komabatanten genagelt, hinan!, Eselshochalmauftrieb Anfang September, IA!, Zarathustra harret Euer und wird Euch wohl die Ohren mit frischem Eise auswaschen! (weiterlesen…)
Sarrazin ist nicht Hohmann
Dienstag, 31. August 2010Den umstrittenen Volltext des skandalösen CDU-Abgeordneten Hohmann las fast niemand, und er wurde von Merkel abgeschossen, ausgeschlossen; jetzt versucht sich die SPD daran, Sarrazin aus ihren Reihen zu entfernen.
Ein gefährliches Spiel ist das: Sarrazins Buch wird wahrscheinlich von Hunderttausenden gelesen werden, und wenn dieser Mann parteirechtlich prozessiert, muss am Schluss ein deutsches Gericht begründet entscheiden, ob und weshalb ein Parteiausschluss in diesem Falle gerechtfertigt sei oder nicht.
Das Lachen der CDU über die SPD könnte allerdings nicht lange währen, denn in erheblichem Umfang stimmt ja gerade ihre (ehemalige) Klientel vielem von dem von Sarrazin Verbreiteten zu, wird sich also zwar nicht den Sozen zuwenden, aber doch erst recht von der Union ab.
Wohin dann, zumal die enttäuschten Sozialdemokratenwähler und FDP-Wähler gleich noch mit?
Ewig ins Nirwana der Nichtwähler? (weiterlesen…)
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Dienstag, 31. August 2010Das Teufelchen hat sich ins Bundeskanzleramt zurückgezogen und dorten in der Pflaumendarre versteckt.
Das Teufelchen
Montag, 30. August 2010Das Durchbohren einer tausendseitigen Dünndruckbibel zum Herze hin misslang wohl schon manchem Degen und mancher unchristlichen Kugel: allein, ein neues Teufelchen ist los.
Dies Kratz- und Nagetier, bestellt als unser Hinkebein, frisst uns mit immer neuen Würfen die Vorräte an; doch, wie wär’s zu stoppen? (weiterlesen…)
Sarrazin: Sage nie, was jeder weiß
Freitag, 27. August 2010Ich wollte mir den neuen „Fall Sarrazin“ eigentlich nicht antun und zu all dem Krakeele schweigen; doch ein Aspekt fordert mich in meiner Chronistenpflicht, da an Absurdität kaum zu überbieten.
Unter allem Möglichen soll Sarrazin auch in etwa gesagt haben, dass türkische und arabische Jugendliche, zumal in Berlin, im Durchschnitt erheblich problematischer und schlechter integriert seien, als beispielsweise Polen oder Russen, und das habe auch kulturelle Gründe, nicht zuletzt auch den Islam.
Manche sind allein ob dieser vorgeblich infamen, hetzerischen, rassistischen, antimuslimischen, durch nichts und wieder nichts belegbaren und haltlosen Behauptung schier durchgedreht; an wüsten Beschimpfungen und historischen Vergleichen mangelt es nicht.
Nehme ich aber mal ehrlich nur diese eine Aussage heraus, (weiterlesen…)
Echt genuine Authentosemantik
Freitag, 27. August 2010Was ich ungefähr schon spontan auf Video aufgenommen habe, will ich hier noch etwas unschwäbischer, da schriftlich, umreißen: den Kult der Authentizität (irgendwo in den letzten 1000 Artikeln mokierte ich mich schonmal ähnlich, aber sicher anders).
Schon das Wort „authentisch“ selbst ist irgendwie nicht recht authentisch, zumindest im Deutschen, wo es als dreisilbiges Fremdwort gegenüber dem einsilbigen „echt“ recht gestelzt, pomadig, möchtegern wirkt, also inhärent genau seinem Sinne entgegenläuft.
Aber was will der arme Werber, Politiker oder Schwätzschaumeister machen, echt, (weiterlesen…)
Oilbamas dickes Ende
Freitag, 27. August 2010Hier kann man lesen, wie supertoll vorbei die Ölkatastrophe wirklich ist. Auch in diesem Artikel. Sowie hier.
Dort heißt es zu einem 22 Meilen langen Unterwasser-Ölgemischschlauch in 1100 Metern Tiefe:
“The river of hydrocarbons is currently headed southwest, towards Mexico’s coastline. That could cause a nasty international incident in a few months…”
(Der Kohlenwasserstofffluss verläuft derzeit südwestlich, Richtung Mexikos Küste. Das könnte in ein paar Monaten einen bösen internationalen Zwischenfall verursachen…)
Ja, man darf gespannt sein: (weiterlesen…)
Fundsache zum Nichtphilosophen N.
Freitag, 27. August 2010In seinem Nachwort zu meiner Zarathustra-Ausgabe schreibt Giorgio Colli: “Dieses Buch scheint daher dem Bereich der archaischen Ausdrucksformen zu entstammen, und es lässt sich nur schwer als philosophisches Werk bezeichnen. Eine Philosophie besteht in der Regel aus Manipulation von Begriffen, welche der Ausdruck von sinnlich wahrnehmbaren Objekten sind, während hier Bilder und Begriffe weder Begriffe noch konkrete Dinge ausdrücken; sie sind Symbole für etwas, das kein Antlitz hat, sie sind keimende Ausdrucksformen.”
Nun, da haben wir’s, und falsch, Signore Colli: Wenn Philosophie aus Manipulation von Begriffen besteht, so lässt sich Nietzsche im Zarathustra nun wahrlich nicht lumpen; (weiterlesen…)
Billig Platt
Donnerstag, 26. August 2010Feine Sache: BP richtet einen 20 Milliarden Dollar schweren Entschädigungsfond ein, den ein Mr Feinberg völlig unabhängig großzügig verteilt, muss also, soweit Naturzerstörung bezifferbar, wahrscheinlich nur 1-10% dessen bezahlen, was die Firma angerichtet hat.
Wahrlich ein klug und gut vernetzt geführtes Unternehmen; da könnte selbst Goldman Sachs, obschon blendend am typisch hellseherisch rechtzeitigen Verkauf seiner BP-Anteile verdient habend, doch ein wenig grüner Neid ins Antlitz steigen, (weiterlesen…)
Dumme Leser, dumme Texte
Donnerstag, 26. August 2010In “Macht uns Google dumm?” vom 12. Januar erwähnte ich bereits Nicholas Carrs Essay im Atlantic; jetzt hat er ein Buch vorgelegt: “The Shallows: What the Internet is Doing to Our Brains”.
Der Beitrag “Is the internet ruining our minds?” greift die Sache auf.
Im Kern dreht es sich darum, dass Millionen Menschen erst recht auf dem Gebiete mental verkümmern, wo viele von ihnen sowieso noch nie sehr stark waren, dem konzentrierten, vielschichtigen in die Tiefe Denken.
Carr prognostiziert gar, dass auch die Schreibenden sich anpassen werden an ihre vertwitterten Leser, als Texthäppchenschleudern, (weiterlesen…)
Der Große Unsystematiker
Donnerstag, 26. August 2010Kürzlich hörte ich es wieder, das “Argument”, Nietzsche sei gar kein richtiger Philosoph gewesen, wie ein Kant, Hegel oder Schopenhauer, denn er habe ja kein in sich geschlossenes Gedankengebäude, kein echtes System vorgelegt.
Oh ihr Schafsnarren, ihr Dreimaltoren! (weiterlesen…)
Nietzsches Metrik
Donnerstag, 26. August 2010Gestern Nachmittag las ich ein wenig in Nietzsches Zarathustra herum, und wieder fiel mir die einzigartige sprachliche Rhythmik auf, die einen da umfängt.
Sicher: Hier herrscht kein einfaches, klassisches Silben-, Hebungs- und Senkungsschema; doch ich bin davon überzeugt, dass hier wiederkehrende, gleichwohl komplexe Zahlenverhältnisse, gerade was die Verteilung stark- und schwachtoniger Silben anlangt, vorliegen.
Wer etwas vom Programmieren versteht und Interesse an der Materie hat, den lade ich hiermit ernstlich ein, sich zwecks gemeinsamer Forschung in diese Richtung bei mir zu melden.
Während klassische italienische Renaissancedichter, Dante, Petrarca, Boccaccio (weiterlesen…)
Kein Zarathustra-Kult in Sils
Mittwoch, 25. August 2010Gestern also besuchte ich die Wirkstätte Friedrich Nietzsches in Sils-Maria: und will zunächst nur wenige Worte dazu verlieren, da ich vorort ein paar kleine Filmchen gedreht habe, wenn heile geblieben, bald hier aufzurufen, die eine Vorstellung von jenem merkwürdigen Winkel vermitteln, ein paar eigene Betrachtungen eingeschlossen.
Ja, es liegt in einem Winkel, hinten direkt am Tannhang zwischen einem alten landwirtschaftlichen Gebäude und einem edlen Hotel, stehet da, ein Häuschen eher, für sich selbst, als wären fünf Vierteljahrhunderte stillgestanden.
Kein einziger Souvenirverkäufer, kein Zarathustra-Kiosk, keine betenden Erweckten in wallenden Gewändern, kein einsamer Musikant, nicht Terrorist noch Polizist, keine Spendenbüchse, kein Altar zum Knien, kein Blinder noch Lahmer: (weiterlesen…)
Drei Neue Nicks III
Dienstag, 24. August 2010Amanita steckt in Schwierigkeiten: Ein HorstM hat ihr auf den Kopf zugesagt, sie spiele hier lediglich Spielchen und sie käme ganz typisch wie ein Mann ‘rüber, der, sich als Frau gerierend, lediglich echte Männer zum besten zu haben beabsichtigt.
Da der Typ nicht den Eindruck macht, als ob er sich noch einmal narren ließe, bärge ihn jetzt als paranoid-lächerlich und/oder ein bisserl pervers hinzustellen gewisse unkalkulierbare Risiken, so dass in Überlegung zu nehmen ist, Amanita entlang eines Kalauers einstweilen vermaskulinisieren zu lassen.
Gorg der Dritte derweil erlebt eine grandiose Zeit; es ist ihm gerade gelungen, eine Astrologin und eine Neue Hexe auf einen hilflosen Ufologen loszulassen, und nebenher hat er noch einem Chemtrailer zwei harte Defätisten aufs Brot geschmiert.
Einstweilen muss Mastrichter noch unter allerlei zwielichtigen Piratenfraktionen und jede Menge sonstigen Dahergelaufenen üben, angemessen zu schlichten und hernach neue Zwietracht zu säen, und er sieht auf dem Ausguck auch schon recht klar, dass letzeres nicht ohne ersteres zu bewerkstelligen sein wird, wenn es nachhaltig wirken soll.
Wir sehen hier ein typisches Problem: (weiterlesen…)
Drei neue Nicks II
Montag, 23. August 2010Wo war ich gestern stehen geblieben?
Ja, von wegen im Griff haben der Klarnamenleute.
Wir müssen unter allen Umständen verhindern, dass daraus entlang dem Beispiele alter Hasen eine Modebewegung unter jungen Intellektuellen entsteht; die Gefahr ist nicht so gering, wie es auf den ersten Blick scheinen mag, denn die Klarnamenleute locken, durchtrieben wie sie sind, geschickt damit, man könne sich auf deren Pfaden in der Netzavantgarde einen Namen machen, als edler Kämpe Ehre und Ruhm, Glück und Reichtum erlangen.
Und wir müssen uns im Klaren sein, dass wir dazu keineswegs über keine oder kaum Kandidaten verfügen, nur weil wir sie namentlich nicht kennen: Bisher schreiben sie dort, wo es heikel wird, unter Nick, praktisch alle, wie es sich gehört.(Professionelle Sprachanalysen ergeben auch bei vielen der inhaltlich interessantesten unter Decknamen engagiert auftretenden Netzforisten sehr häufig die Alterstufe 25-35. So soll es sein.)
So vergeuden sie denn ihren potentiellen Namen und ihre Energie zu erheblichen Teilen; keiner ruft plötzlich abends an und erklärt, (weiterlesen…)
Drei Neue Nicks
Sonntag, 22. August 2010Ich habe meinen alten Nick nicht mehr ausgehalten.
Da hab’ ich mir im Netz drei neue runtergeholt.
Es geht mir besser.
Seit ich meinen alten Nick los bin, stehe ich allem viel gelassener gegenüber.
Wenn ich bei den „Repto-Freaks“ auftrete, bin ich Gorg der Dritte.
Wenn bei den „Leichtmatrosen“ (das ist ein Blog über Netzsicherheit mit vielen Piraten), so trete ich als Mastrichter oder Segelsetzer auf.
Wenn ich die „Müßigen Metaphysiker“ besuche (da bloggen und kommentieren jede Menge Tantratanten, Esowatcher, Ufotiker, Konspirationologen und andere Logen), nenne ich mich Amanita, das fällt dort gar nicht auf, und außerdem halten mich die meisten Blödel für eine Frau.
Gorg der Dritte – Mastrichter/Segelsetzer – Amanita: Die drei/vier Nicks sind so verschieden (außer natürlich Mastrichter/Segelsetzer, aber die sind ja fürs Spiel auf demselben Blog), dass nie einer einfach so auf die Idee kommen kann, sie seien von demselben Autor.
Damit kann ich auch sehr schlecht quer durch die Blogs verfolgt werden, denn das ist das Wichtigste.
Ist Ihnen etwas aufgefallen? (weiterlesen…)
Auf nach Sils
Samstag, 21. August 2010Morgen also auf ins Oberengadin, nach Sils-Maria und Umgebung, dahin, wo die Idee des Zarathustra Nietzsche wie ein Blitz traf.
Ob es dort außer den Schönen und Reichen aus St. Moritz und einigen Bergwanderern gar auch ein paar echte Nietzsche-Rumpelbolde zu bestaunen geben wird, neben meiner fragwürdigen Wanderdichtererscheinung? (weiterlesen…)
Zurück ins Mittelalter: Deutschlands neuer Trend zur Großfamilie
Freitag, 20. August 2010Heute hörte ich es wieder auf meinem Bayernradio: einen Werbespot, der auf “Bayern München. One family.” endete.
Na hoppla.
Meine family besteht also aus Rumenigge, van Chaaal, dem bösen Magath nicht mehr, einem Frankosen mit Hosen, vielleicht einem neuen Brasilianer, Frau Lahm, den Rasenmähern und Stadionwächtern, Franchise-Vermarktern, Seehofers Katze, einer Brauerei, einer Schuhplattelei und einem werbenden Großkonzern. (weiterlesen…)
Wikileaks plus New York Times kann tödlich wirken
Donnerstag, 19. August 2010Wikileaks, die Datenheilsarmee unserer Zeit, wurde von “Reporter ohne Grenzen” der “unglaublichen Verantwortungslosigkeit” geziehen, weil Wikileaks in den 92000 kürzlich veröffentlichten Geheimdokumenten die afghanischen Gesprächspartner nicht unkenntlich gemacht hat, so dass die Taliban daraus jetzt von leichter Hand ihre Todeslisten erstellen können.
Mr. Assange, Kopf der obskuren Truppe, bürstete die Kritik mittels hämischem Spottes ab, nannte die “Reporters sans frontières” “Reporter sans Fact-Checking” (Reporter ohne Tatsachenprüfung).
Nun, Mr. Assange, laut FAZ von heute geht bei Wikileaks in diesem Zusammenhang die Rede von einem “harm minimization process” (Schadenminimierungsprozess), ohne nähere Präzisierung, man müsse sich schützen.
Ja, vielleicht bald vor den Clans der von Ihnen verratenen Gemeuchelten.
Was haben Sie sich dabei gedacht? (weiterlesen…)