Ich habe lange gezögert, das Thema zu bearbeiten.
Schließlich betrifft es meine Kinder und mich selbst.
Es geht um alleinerziehende Männer und wessen eben auch deren Kinder ausgesetzt sind.
Da “Selbsthilfegruppen” und dergleichen nicht meine Sache sind, ich keinerlei Lust hatte noch habe, mich in entsprechende Geschwätzliteratur einzulesen, ist dies ein völlig subjektives Traktat, welches ich auch entsprechend kurz halten werde.
Nach dem frühen Tod meiner Frau, vor gut vier Jahren, stand ich plötzlich alleine mit meinen gerade fünf und sieben Jahre alt gewordenen Buben da.
Über die mannigfachen Nachteile, Nachstellungen, die sie in der Schule und im sozialen Umfeld zu erleiden hatten, will ich mich nicht äußern, jedenfalls jetzt nicht.
Eigentlich will ich den Blick – jenseits von Schule, Jugendamt etc. – lediglich auf einen Aspekt lenken, jenen der Akzeptanz, auch verglichen mit einer weiblichen Alleinerziehenden.
Als alleinerziehender Mann wird man anders taxiert: Grob gesagt, stellt sich fast jeder zunächst die folgenden Fragen.
Hat der seine Kinder mit einer solchen Schlampe gemacht, dass sie diese ihm bei der Trennung einfach kampflos überließ?
Oder war die Tante so heruntergekommen, dass sie dies musste?
Oder ist der etwa Frühwitwer?
Alle ersten Konnotationen sind damit, gemessen an einer Frau, die ein oder mehrere Kinder allein betreut, negativ; da kann man sich geben und verhalten, wie man will.
Im “besten Falle” (außer natürlich, man hat viel Geld…) wird man bemitleidet, was die Stimmung indes auch nicht hebt; manche Menschen sind auch sehr korrekt und einfühlsam, in der Regel zuvörderst glücklich verheiratete Frauen.
Wenn man etwas nicht geregelt bekommt – und als selbständiger Nichthartzi bekommt man dauernd nicht nur etwas nicht so wie die anderen geregelt – , dann steht man, zumal im Laufe der Zeit, als ein Loser da, der zu dumm, zu unattraktiv oder sonstwas war/ist, sich eine neue Frau zu suchen, und hämische Zeitgenossen, zumal solche, die schlecht verheiratet, also viele, die zudem wissen, dass da ein eigensinniger Freigeist mit seinem und dem Schicksal seiner Kinder kämpft, lästern längst schon boshaft.
Da ist nicht geputzt, jene Hose weist einen Flecken auf, dieser Buntstift fehlt: Der Vater muss wohl ein nachlässiger Schlamper sein.
Und bei einem wie mir, der einmal in etwas übersteigerter Hybris, aber nicht ganz falsch angesetzt, von sich sagte, “ich kann alles außer Ordnung”, der in diesem Sinne schon immer mindestens ein halber Chaot war, schlagen die wohlgebundenen rosa Schleifchen der Anderen dann gnadenlos zu.
Die Kinder leiden, und Papa kann oft nicht helfen, weint deshalb manchmal heimlich in der Nacht.
Aber ich mag das Lachen meiner Buben, und das zählt mehr als der ganze Rest der Welt.
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