Ich muss, als Deutschlehrer, naturgemäß immer wieder erklären, was Synonyme, Beinahesynonyme, Antonyme, eben doch nicht echte Antonyme usw. seien.
Dabei erlaube ich mir immer wieder den Luxus, meine Schützlinge darauf hinzuweisen, dass es echte, sozusagen totale Synonyme nicht gäbe, da selbst z.B. englisch “nil”, “nought”, “zero”, “love”, “null” zwar vom Sachverhalt her zunächst dasselbe bezeichneten, indes schon in verschiedenen Kontexten und auf verschiedenen Sprachebenen verwendet würden, so dass sie eben schon im Sinne der jeweiligen Konnotation nicht deckungsgleich seien; zudem klängen die Lexeme noch recht verschieden, drängen anders ans Ohr, brächten damit jeweilig eigene Schwingungen mit: und Sprache komme nunmal vom Laut, vom Sprechen, sonst hieße sie Schrift.
Und wenn ein Wort bis zum Grunde dasselbe bedeutete wie ein anderes, weshalb lauteten sie dann nicht gleich?
Ein Beispiel: Wenn heute etwas als unverfälscht, ehrlich, wirklich, unverlogen, rein, nicht manipuliert oder vogegaukelt, kurzum, im positiven Sinne als e c h t beschrieben werden soll, greifen viele Sprachteilnehmer sehr gern zu dem Worte “authentisch”.
Drei Silben anstatt einer, ein Fremdwort gar statt eines deutschen, um im Grunde genommen doch denselben Sachverhalt zu beschreiben, warum, wieso, wozu, weshalb, “cui bono”?
Nun, “authentisch” wirkt eben gebildeter, gravitätischer, verbraucht mehr Atemluft, lässt dem Sprecher mehr Zeit, vielleicht schon den nächsten Gedanken ohne “Äh” zu sortieren, der Starkton auf der zweiten Silbe lässt sich trefflich eingebettet besonders betonen, der Redefluss mag weniger leiden, als durch das gnadenlos harte “echt” usw. , usf., etc. pp, ff.
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