Als ich Ende der Achtziger ein Semester in Salamanca in Spanien studieren durfte, gewann ich einen Freund, einen Kunststudenten und gebürtigen Salmantiner, der schon ein paar Jahre älter war und mit dem ich manche Nacht philosophierend, diskutierend und zotenreißend durch die Bars dieser herrlichen Universitätsstadt zog.
Eines Abends, wir liefen durch die alten Gassen, es war Winter und recht kalt, kamen wir auf die Jahreszeiten, deren Eigenheiten, Einflüsse auf die Menschen, Vor- und Nachteile zu sprechen.
Alsbald erklärte mein Gefährte, in seiner bestimmten, manchmal knappen Art: “Mir gefällt der Winter besser: Er selektiert mehr!”
Das galt für ihn nicht nur in bezug auf seine geliebte Heimatstadt, die im Sommer neben all den ausländischen Studenten und Spachkursabsolventen auch noch von Scharen in- und ausländischer Touristen überschwemmt wird, obwohl seine Haltung ursprünglich auch daher inspiriert gewesen sein mag.
Seine Aussage ging mir über die zwanzig Jahre immer wieder durch den Kopf; natürlich auch im Zusammenhang damit, dass Salamanca mit seinem kontinentalen Klima auf 900 Metern Meereshöhe zwar durchaus einen ausgeprägten Winter kennt, dieser aber natürlich trotzdem kürzer und milder ausfällt, als bei uns; auch der Frühling währt vor, wie der Herbst nach einem langen trocken-heißen Sommer dort weniger lange denn in Deutschland.
Gleichwohl gehörte R. nicht zu den Flachgeistern, die solch eine Sentenz bloß für ihre bestimmte Gegend oder Lage anführten.
Vielleicht dürfen wir Deutsche wiederum besonders dankbar dafür sein, solch ausgeprägte, echte vier Jahreszeiten erleben zu dürfen, wie diese sonst in keiner anderen Klimazone zu finden sind.
Ich freue mich jetzt auf den Winter!
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