Magnus Göller, der fiese Troll

Heute war ich endlich mal an der Reihe. Ich beteiligte mich als Kommentator in einer Netzdebatte eines Zeitungblogs und erhielt den Ehrentitel “Troll”.

Vielmehr erhielt ich diesen nur indirekt: Ein anderer Kommentator war von der politischen Linie der Publikation abgewichen, ohne jemanden persönlich zu beschimpfen und wurde daraufhin bezüglich seiner psychischen Gestörtheit, die er wohl besser mal zum Arzt trüge als dorthin, seiner Doofheit, gegen die ein Stück Brot Respekt verdiene, ob mangelnden Anstandes, als Rassist, schließlich gar als einer, der wohl ein zu kleines Geschlechtsteil (wörtlich “Schwanz”) in der Hose habe, maßlos angegriffen, gewürzt mit der Empfehlung, sich schnellstens vom Acker zu machen.

Ich hatte bis dahin zu der Diskussion nichts gesagt, griff dann aber in die Tasten und stellte mich deutlich gegen diese Niveaulosigkeiten.

Hernach war zunächst eine Weile Sendepause. Dann erhielt ich eine kurze Riposte, die mit keinem Wort auf meine Inhalte einging, und wenig später war die Rede von den “Trolls”, die sich eingeschlichen hätten und die man nicht länger füttern solle, alswelche Aussage bemerkenswerterweise zweimal und nur auf Englisch kam (“Don’t feed the troll”).

Da die heldenhaften Trolljäger wohl nicht vermutet haben dürften, damit eine undechiffrierbare Geheimbotschaft untereinander austauschen zu können, liegt der Schluss nahe, dass das Engsächsische wohl die magische Sprache jener verschworenen Terminatorenelite sein müsse.

Indem außer dem anderen Kommentator nur ich gemeint sein konnte, hatte ich es also geschafft, mir das Totschlagwort der Netzgemeinde einzufangen.

Witzigerweise war ich dabei wie so oft der Einzige, welcher seine Vorstellungen mit einem leicht im Netz zu findenden Klarnamen einstellte, während die armen, von mir bösem Troll verfolgten Edelleute sich wie je hinter Pseudonymen verbargen.

Nun gibt es natürlich Leute – aber eben praktisch immer unter Pseudonym – , die sich einen Spaß daraus machen oder gar dafür bezahlt werden, Kommentarseiten böswillig aufzumischen; aber dies war hier offenkundig nicht der Fall: Das Wort Troll diente also lediglich als willkommene Ausflucht, sich mit einer unangenehmen abweichenden Meinung nicht auseinandersetzen zu müssen (der andere hinterlistige Troll hatte nur einen relativ kurzen Beitrag gebracht…), indem man so versuchte, dem anderen Diskutanten wie auch mir kurzerhand die Ehre abzuschneiden, uns als verwerfliche, amoralische Subjekte hinzustellen.

Fast wie selbstverständlich handelte es sich dabei um ein Forum, das sich sonst viel auf einigermaßen anständiges Deutsch, vernünftige Umgangsformen und zumal Liberalität was Meinungsfreiheit anlangt, zugute hält.

Da ich dort zuvor öfter schonmal aufgetaucht bin und ein paar Leute wissen, dass ich diesen Block hier betrolle, bestelle ich mir jetzt ganz einfach mal beim Universum, dass der eine oder die andere dies lesen und sich dabei wiedererkennen möge.

— Anzeigen —

Diesen Beitrag mit Anderen teilen: Diese Icons verlinken auf Bookmark Dienste bei denen Nutzer neue Inhalte finden und mit anderen teilen können.
  • Facebook
  • Technorati
  • MySpace
  • LinkedIn
  • Webnews
  • Wikio DE

Tags: , ,

6 Antworten zu “Magnus Göller, der fiese Troll”

  1. dr. ulrich winter sagt:

    Apropos Schafsmedienschwindel
    Brief an Magnus Göller

    Ich finde keinen anderen Zugang, deshalb so:

    Der Zufall spielte mir deinen Artikel in die Hand.
    Ich war zunächst erstaunt, dass sich in Hammelburg, dem Hort der Reaktion und Grab meiner Jugend, Kritisches regt…., ABER.
    Einige Einwände am Beispiel von
    1. Schafsmedienschwindel

    1.
    Den Termini gleichgeschaltet und Schafsmedienschwindel entnehme ich, dass du meinst, dass die Presse selber unfrei sei und manipuliert:
    a.
    Dass die Presse gleichgeschaltet war, weiß der mündige Staatsbürger von der Zeit 33-45, von Staaten aus dem ehemaligen Ostblock und heute von der VR China schon gleich. Aber du meinst, dieses Attribut würde die heutige Presse in der freiesten aller Welten auch verdienen. Warum? Weil du bei ihr keine nach deinen Vorstellungen saubere journalistische Arbeit, sondern Parteilichkeit entdeckst. Und deshalb sollen sie gleichgeschaltet, also von Oben irgendwie dazu gezwungen sein? Täusche dich nicht, was der Nationalismus von Journalisten bewegt, der sich selbstbewußt ganz sachlich und unparteilich auf der richtigen Seite weiß. Dir müßte doch wenigstens zu denken geben, wenn du mit dem Vorwurf, er sei gleichgeschaltet, garantiert schon mal mit einem Journalisten von BILD oder FAZ zusammengerumpelt bist, weil der dies als Ehrabschneidung zurückweist.
    Und genügt nicht, dass sich der Journalismus selbst ganz frei einen Maulkorb umlegt, indem er sich nämlich den Maßstab eines objektiven Urteilens verbietet? Er will nämlich „bloß“ informieren, als Dienst an der freien Urteilsbildung des Publikums, das er dann zielsicher mit dem richtigen Futter für dessen nationalistische Weltorientierung versorgt.

    b.
    Nach deiner Auffassung erzeugt aber die von dir inkriminierte Presse mit Schwindel, durch ihre Art der tendentiösen Berichterstattung, Schafe, also Menschen, die verstandlos die ihnen präsentierte, parteiliche Meinung wiederkäuen
    und versorgt sie mit entsprechend vorverdauter, eben wieder verstandloser Meinung, damit sie weiter als tumbe Masse die ihnen zugedachte Rolle spielen.
    Als Beweis führst du an, dass die Medien ihre Parteilichkeit widersprüchlich bis verlogen begründen; dass sie (im Libyen-Krieg et al.) brutale Missetäter und unschuldige Opfer leicht durchschaubar je nach Interesse identifizieren und sortieren.

    Man kann wohl die Verlogenheit nachweisen, wenn Staaten und ihre Brotschreiber die jeweiligen nationalen Ambitionen als Dienst an den höchsten humanitären Werten darstellen.
    Aber wäre dann nicht mal ein Schluss fällig, worum es denen geht und auch, was von den hohen Werten zu halten ist, im Namen derer sie für ihre Interessen Legitimität, also durch andere Souveräne anzuerkennende, allgemeine Gültigkeit beanspruchen?

    Du bist aber mit dem Nachweis befasst, dass die Herren dieser Welt keine saubere Weste haben, oder dass die beanspruchte Legitimität ihrer Ansprüche sich letztlich „bloß“ ihrem Interesse (Macht, Öl, Geld) verdankt. Ja, was ist jetzt das Schlimme? Die Interessen, die sie mit aller gebotenen Gewalt durchfechten, oder die (verlogene) Begründung und „dass wir zu über 70% hinters Licht geführt werden“?
    Wofür soll auch stehen, „dass möglicherweise immer noch mehr Volks hinter Gaddafi steht, als gegen ihn“? Sollte man jetzt Partei ergreifen in einem Bürgerkrieg, also welcher Teil des Volkes = Wille zur Herrschaft der gute ist, dem also die Souveränität in dem Lande zusteht, oder sich wieder aufregen über die parteiliche Voreingenommenheit der Presse, oder vielleicht mal einen Gedanken drauf verschwenden, von welchem höheren Interesse dieser wahrlich nicht von außen bestellte Krieg jetzt entschieden werden soll?
    Da wird nämlich dieser Krieg längst ziemlich ungeniert und bei vollem Licht von einem Kampf der höheren Sorte überwölbt, dem nämlich von imperialen Mächten, die an dem Fall Libyen (dies das historische Pech von Gaddafi) Kompetenz und anerkannte Gültigkeit ihrer Interesssen an Nordafrika durchfechten.

    c.
    Zur (unterstellten) Manipulationskraft der Presse durch Desinformation:
    Was für die angeblich „gleichgeschaltete“ Presse gilt, gilt auch für die Massen, die Schafe, die mit Information (über Arabellion) versorgt werden.
    Es ist nämlich ein Widerspruch, anzunehmen, gerade durch Falschinformation, durch Schwindel, ließe sich ein Mensch in die gewünschte, richtige Richtung lenken.
    Die richtige Richtung weiß nämlich schon längst der Nationalismus moderner Untertanen, die sich bei ihrer Herrschaft gut aufgehoben sehen und sich von ihr als ihrer allgemeinen, akzeptierten Lebensbedingung vorsagen lassen, wo es lang geht.
    Und deshalb kann auch die vertrixeste Presse nicht mehr, als die nationalistische Voreingenommenheit des Volkes abzurufen.

    Ansonsten bleibt nur Dünkel. Besser wäre die Erzeugung von Wissen oder Kritik über den Nationalismus der Presse und vor allem an dem Krieg, über den sie schreibt

  2. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ dr. ulrich winter

    “Und deshalb kann auch die vertrixeste Presse nicht mehr, als die nationalistische Voreingenommenheit des Volkes abzurufen.”

    Nun, lieber Dr. Winter, diese Aussage allein ist schon falsch.

    “Du bist aber mit dem Nachweis befasst, dass die Herren dieser Welt keine saubere Weste haben, oder dass die beanspruchte Legitimität ihrer Ansprüche sich letztlich „bloß“ ihrem Interesse (Macht, Öl, Geld) verdankt. Ja, was ist jetzt das Schlimme? Die Interessen, die sie mit aller gebotenen Gewalt durchfechten, oder die (verlogene) Begründung und „dass wir zu über 70% hinters Licht geführt werden“?”

    Ja, was ist denn das Schlimme?

    “Dir müßte doch wenigstens zu denken geben, wenn du mit dem Vorwurf, er sei gleichgeschaltet, garantiert schon mal mit einem Journalisten von BILD oder FAZ zusammengerumpelt bist, weil der dies als Ehrabschneidung zurückweist.”

    Den habe ich nicht ganz verstanden.

    Ich würde mich freuen, wenn das Ganze noch einmal strukturierter eingestellt würde, denn einzelne Passagen waren lesenswert und ergaben durchaus Sinn.

    LG

  3. Föhnix sagt:

    @ dr. ulrich winter
    @ Magnus Wolf Göller

    “Gleichschaltung” ist vielleicht nicht der historisch korrekte Begriff, aber gerade in dieser relativ freien Interpretation kommt das Wesentliche bereits zum Ausdruck:

    “Den Termini gleichgeschaltet und Schafsmedienschwindel entnehme ich, dass du meinst, dass die Presse selber unfrei sei und manipuliert”

    Begriffe wie “Gleichschaltung” oder “Faschismus” haben leider das Problem, dass sie an bestimmte historische Gegebenheiten festgekettet sind. Dadurch sind sie eigentlich für die Gegenwart und wohl auch für die Zukunft weitgehend wertlos geworden. Dies ist sicher ganz im Sinne derjenigen, denen heute solche Attribute vorgeworfen werden könnten. Denn die haben natürlich aus der Geschichte gelernt und werden einen Teufel tun und sich mit einer exakten Kopie historischer Repressalien angreifbar machen. Deshalb kann die Verwendung von Begriffen wie “Gleichschaltung” heutzutage nur sinnähnlich gemeint sein, weshalb die Kritik daran m.E. nicht greift.

    Dann kann man sich natürlich noch darüber auseinandersetzen, ob “die Presse selber unfrei sei und manipuliert”. Dazu möchte ich einen zu Wort kommen lassen, der wohl genau wusste, wovon er redete. Paul Sethe (1901-1967), Mitbegründer der FAZ:

    “Pressefreiheit ist die Freiheit von 200 reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten.”

    Da diese Aussage bereits viele Jahrzehnte alt ist und die Presselandschaft in der Zwischenzeit einen Konzentrationsprozess durchlaufen hat, kann man sagen, Pressefreiheit sei heute die Freiheit von ganz wenigen reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten. Der wesentliche Unterschied zur historischen Gleichschaltung ist also, dass heute nicht mehr staatliche, sondern private Interessen den Ton angeben.

  4. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Föhnix

    Zwei Anmerkungen.

    Zunächst zum letzten Satz: Ich denke eher, dass staatliche und private Interessen verwobener sind denn je.

    Zum Begriff des Faschismus: Dieser ist so verwischt und unklar, dass er mal klassisch interpretiert wird (römisch), mal “moderner” (Franco, Mussolini), mal – entgegen der Konzeption des Ständestaates – auch dem Nationalsozialismus angedichtet, dass man ihn fast schon allgemein mit “brutal hierarchische Struktur” übersetzt.

    Zumal beim Begriff “Nazi” sowieso regelmäßig der Verstand aussetzt.

    Da gibt es Eco-Nazis, Klimanazis, zionistische Nazis, Genfood-Nazis, Abtreibungs-Nazis, alles, was einen Kleinhirnmet braut.

  5. Föhnix sagt:

    @ Magnus Wolf Göller

    Zustimmung in beiden Punkten.

  6. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Föhnix

    Hier gibt’s sogar Früchte-Nazis.

    http://www.youtube.com/watch?v=9Ngyh9kGapY&feature=relmfu

Eine Antwort hinterlassen