Europa

Ich las heute mal wieder einen Zeitungsartikel, der zumal angesichts der gestiegenen Bedeutung der chinesisch-amerikanischen Beziehungen (der faule überfressene Mann schuldet dem fleißigen dünnen Mann viel Geld und kann ihn nicht mehr einfach dafür totschlagen) das schwindende Gewicht Europas beklagte, gemeint war die EU.

Der Autor, den ich hier mit Nichtnennung strafen möchte, da er als ein de-facto-US-Agent auf deutschem Boden hinlänglich bekannt, wollte natürlich wieder einmal vor allem Militärisches sehen, einen unverkrampfteren Umgang mit der Macht, also mehr kriegerisches Vasallentum im Auftrage Washingtons.

Dass man in Hammelburg sowohl europäische Geschichte als auch europäische Kultur anders versteht als in Bankfurt, mag vielleicht nicht verwundern; aber dass man am Untermain Russland nicht zu Europa zählt, nur weil es den US-  wie Insel-Angelsachsen bisher mit einiger Mühe halbwegs erfolgreich gelungen ist, ihre Keile zwischen Mittel-Westeuropa und Russland unter Scherkraftspannung zu halten, ist schlicht lächerlich.

Während uns die Türkei, die außer einem Zipfelchen Land so gar nichts Europäisches an sich hat, als europäisches Land dargeboten werden soll, versuchen bestimmte Kreise mit aller Macht, Russland als ein grundfeindliches, unheimliches, fremdes Land darzustellen, vor dem wir uns gefälligst in acht zu nehmen hätten.

Dies ist alles lächerlich.

Schauen wir uns Europa einmal an, als das, was es ist, zumal sein könnte, und es ergibt sich ein ganz anders Bild, welches natürlich in Washington und London gar nicht gerne gesehen wird.

Ein Europa, das als Kultur- und Wirtschaftsraum von den Azoren bis nach Kamtschatka reicht, da Sibirien als russisch besiedelt, wenn auch definitorisch in Asien gelegen, dazugehört (das Zipfelchen geographisches Europa ist auch der Türkei gerne zu belassen), ist in keinem Falle mehr der geostrategische Zwerg, von dem man in der Bankfurter Zeitung redet.

Hier handelt es sich um circa siebenhundert Millionen Menschen mit seit wenigstens tausend Jahren veflochtener gemeinsamer Kultur, hohem relativem Bildungsgrad, hoch entwickelter Technik und Industrie, vollauf genügender landwirtschaftlicher Kapazität, hinreichend Rohstoffen, und schließlich, liebe Bankfurter Zeitung, sogar der militärischen Kapazität, sich notfalls wirksam zu verteidigen.

Diese sich logisch wie selbstverständlich ergebende euro-nordasiatische Gemeinschaft muss in keiner Weise mit den Interessen Chinas oder Indiens kollidieren, im Gegenteil.

Was auf dem eurasischen Kontinent Europäern, Chinesen und Indern Kopfzerbrechen bereitet, sind außer den konfliktschürenden Amerikanern Moslems, die nicht bereit sind, sich anständig zu benehmen, um es einmal so salopp auszudrücken.

Also ergeben sich auf dieser Schiene wie selbstverständlich auch wirtschaftlich gemeinsame Interessen.

Gemeinsam auftretend als eben Realeuropa, China und Indien wären die für diese alten Kulturräume untragbaren Formen des Islams in die Länder gültig zurückzudrängen, die unbedingt meinen, Steinigungen, Gliederabhacken, geringere Rechte für Frauen oder sonstige Formen menschlicher Subkultur bei sich als richtig empfunden behalten zu wollen.

Weder Deutschland noch Russland noch China noch Indien hat sich um irgendwelche archaischen Stammessitten, Blutrachefehden, sogenannte Ehrenmorde usw. im Jemen oder im Sudan oder in Nigeria zu kümmern: Die Leute dort werden dereinst von selbst lernen, dass sie so nicht weiterkommen.

Keinen geschenkten Sack Weizen, keinen geschenkten Cent, und das Ganze wird sich von selbst regeln.

Der Mann von der Bankfurter Zeitung hat allerdings sicherlich Angst davor, dass das Geld seinen Auftraggebern damit indirekt auch für ihn ausgehen könnte.

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