Ich sah gerade eine Wahlwerbesendung und war mir ziemlich sicher, dass sie nur von der SPD sein könne, aber doch nicht ganz.
Und siehe da, sie war von der CDU, welches aber erst erhellte, als man der Kanzlerin angesichtig wurde.
Der ganze Spot ist ganz gewaltig auf sozial und gerecht und links gemacht, mit einem Hauch von europaseligem Patriotismus, der sich durch eine ständig auftauchende Bundesflagge mit einem “WIR” darauf ausdrückt.
Eine konkrete Botschaft, außer dass Europa klasse sei (finde ich auch, außer meiner Heimat gefallen mir die Nordseeinseln genausogut wie die italienische Riviera, wenn ich da mal hinkomme), war ansonsten nicht zu vernehmen.
Aber das hätte ich bei einer Kriegspartei, die vor anderen Kriegsparteien wie der SPD, den Grünen und der FDP Angst hat und uns per Lissabonner Vertrag noch weiter entmündigen will, auch nicht anders erwartet.
Hätte Steinmeier den Mumm seines Mentors Schröder, so erklärte er sechs Wochen vor der Bundestagswahl den Afghanistan-Einsatz als gescheitert und verspräche für den Fall seiner Wahl zum Bundeskanzler das zügige Heimholen unserer Jungs (auf unsere Mädels verzichtet man dort doch weitgehend).
Damit gewänne er die Wahl egal mit wem, selbst wenn Westerwelle sich vorher den Schlund darüber zerrissen und ich weiß nicht was für Unverantwortlichkeitsgetöse veranstaltet hätte.
Nach der Wahl könnte Franky-Boy es ja dann halten wie immer, und zumal sein “Yes we can”-Vorbild Obama, und seine wichtigsten Wahlversprechen kurzerhand aus wichtigen Gründen wieder kassieren.
Obwohl das in dem Falle etwas riskant wäre.
Nicht dass ich den Deutschen ernsthaften Widerstand gegen eine wortbrüchige Regierung zutraute, zumal wenn es nur um Krieg oder Frieden geht, sondern einfach, weil nach der September-Wahl der Kassensturz folgen wird und auch alle sonstigen möglichen Wohltaten (außer jenen für die Banken) ganz plötzlich hinterm Kanzleramt in der Spree versenkt werden müssen.
Ich glaube auch nicht, dass Steinmeier das macht; aber wer weiß? – Es wäre seine Chance.
Die Linke hätte er sofort auf seiner Seite; klug verargumentiert, könnte er zudem die Grünen spalten, in empfindliche Erklärungsnöte bringen und damit schwächen; von der ohnehin – siehe oben – weichgespülten CDU könnten eine Menge Wähler überlaufen; die FDP könnte ebenfalls immerhin in eine partielle Bedrängnis geraten; und er könnte – entscheidend – im riesigen Reservoir der Nichtwähler damit sehr erfolgreich Stimmenfischerei betreiben.
Lieber Frank-Walter Steinmeier: Kanzler wird man nicht so einfach, ohne dafür einen Preis zu entrichten!
Schröder hat seine Opposition gegen den Irak-Krieg auch überlebt: Sie werden also nicht zwangsläufig in einem VW-Phaeton verunfallt werden, wenn Sie einmal in Ihrem Leben wirklich etwas wagen.
Fast das gesamte Volk, das vom Hartzi bis zum Mittelständler genau weiß, dass ansonsten nach der Wahl keine Geschenke zu erwarten sind, stünde damit hinter Ihnen.
Auch ich würde Sie in dem Falle wählen, wenigstens versuchsweise, um Sie bezüglich Ihrer Redlichkeit zu prüfen.
Bedenken Sie: Seit Jahren erzählen mir alle vernünftigen Leute (gut, wen kennt der schon, mögen Sie einwenden) bezüglich der Schröderschen Kanzlerschaft, oft genug ansonsten wenig davon begeistert, dass sie ihm die eine Sache mit dem Irak-Krieg im positiven Sinne nie vergäßen.
Werden Sie doch auch ein deutscher Held, ein Friedensheld, und wenn Sie es nur aus Kalkül tun, mir wurscht, Hauptsache Sie tun das Richtige für uns alle!
Es ist mir ebenso schnurz, wie Sie Ihren Sinneswandel inszenieren, ob Sie dafür vorher zum Papst reisen oder nach Lourdes oder nach Jerusalem oder an irgendeine schmelzende oder auch nicht schmelzende Polkappe oder ob ein tanzender Pandabär Ihnen diese Erleuchtung bringt, Hauptsache, Sie ziehen die Sache durch.
Gegen ein anständiges Honorar (als Patriot nehme ich in dem Falle selbst von einem so dubiosen Laden wie der SPD nur einen Freundschaftspreis), berate ich Sie gerne genauer, wie das zu machen ist bzw. welche Möglichkeiten da offenstehen.
Vielleicht kann das alte Schlachtross Franz Müntefering das natürlich auch ohne mich organisieren.
Ansonsten freue ich mich auf Ihren Anruf.
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Tags: Afghanistan, Bundestagswahl, Merkel, Müntefering, Schröder, Steinmeier