Falsches Ergebnis

Man ist in Hamburg beim SPIEGEL ratlos bis entsetzt: In einem riesigen Umfragetest (umfassend über 600.000 Teilnehmer, also statistisch hieb- und stichfest) zur Allgemeinbildung von Studenten ergab sich eine “Dramatische Differenz” (so auch der Titel des Artikels) zwischen den Ergebnissen der  männlichen und weiblichen Befragten.

Obwohl Sport außen vorgelassen und Naturwissenschaften vorsätzlich knapp gehalten wurden, um die Frauen nicht schon im vorhinein zu diskriminieren (also vorsorgliche Diskriminierung andersherum bewusst betrieben wurde), das SPIEGEL-Gremium zur Auswahl der Fragen geschlechterparitätisch besetzt war, wussten die Männer durchschnittlich über zwanzig Prozent mehr der Fragen richtig zu beantworten als die Frauen.

Wäre die Gender-Mainstreaming-versessene SPIEGEL-Redaktion beim umgekehrten (wie offen zugegeben erwarteten) Ergebnis sicher begeistert gewesen, so fiel sie jetzt in ein beinahe verzweifeltes Interpretationsloch.

Wenn man (frau), wie an der Hamburger Außenalster üblich, fest davon ausgeht, dass Frauen mindestens alles mindestens so gut können wie Männer, außer natürlich Kinder kriegen (ein solcher Gedanke legte Frauen diskriminierend einseitig auf ihre Geschlechterrolle fest), ein fürwahr peinliches Ergebnis.

Alle möglichen Sottisen werden denn auch zur Erklärung herangezogen, nur drei naheliegende Erklärungen nicht.

Erstens: Mädchen sind traditionell fleißiger in der Schule, so dass auch weniger allgemein interessierte und weniger begabte Mädchen das Abitur schafften und damit den Weg zum Studium und zur Umfrage.

Zweitens: Mädchen wurden in den letzten Jahren Jungen gegenüber in einem Maße bevorzugt, dass die Folge wiederum dieselbe wie unter erstens war.

Drittens: Mädchen und Frauen interessieren sich einfach weniger für alles mögliche sondern eben spezifischer für bestimmte Dinge.

Viertens (kleiner Scherz A): Frauen haben ein schlechteres Gedächtnis als Männer.

Fünftens (kleiner Scherz B): In der (erwiesenermaßen durchschnittlich weitaus längeren) Zeit, in der frau täglich schwatzt, hat sie keine Zeit, sich auch noch alle möglichen Dinge zu merken, die jemand anderes gesagt hat oder die in der Zeitung stehen.

Der SPIEGEL hätte vielleicht einfach anders fragen sollen, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen, nämlich: “Erinnern Sie sich auf den Tag genau, wann und wie Sie Ihre Freundin/Ihr Freund  heftig beschimpft hat sowie an den genauen Wortlaut?”

Ich wette, die weibliche Krone der Schöpfung hätte ihr männliches Pendant in punkto Gedächtnisleistung um weit mehr als lumpige zwanzig Prozent abgezogen, vielleicht gar um eine ganze Zehnerpotenz.

Aber ich bin unbesorgt, der SPIEGEL wird sich ohnehin etwas einfallen lassen, die Scharte auszuwetzen.

Man kann dann allerdings nur hoffen, dass man in Hamburg etwas dazugelernt hat, wie man einen Versuch so konzipiert, dass das erwünschte Ergebnis herauskommt, das einem die eigene These zielsicher beweist, denn auf diese Elementartechnik der Wissenschaft nicht nur des “Gender-Mainstreaming” wird nicht leicht zu verzichten sein.

Praktisch alle Psychologen und Sozialwissenschaftler machen das zum Thema seit Jahren schon und geben fein acht,  nur der hochnäsige SPIEGEL hat es sich zu leicht gemacht.

Anzufügen ist noch, dass das Magazin besonders darüber greint, Frauen wüssten gar weniger über unsere Demokratie, deren Vertreter und Organe.

Das zeigt mir nur, dass angesichts der Plutokratie, in der wir realiter leben, Frauen sich, als das klügere Geschlecht, eben doch lieber die wichtigeren Dinge merken statt diverser Potemkinscher Firlefänze und der gerade ausführenden Satrapen und Komparsen.

Leider auch keine für den Spiegel zulässige Interpretation.

Pech.

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