Neulich träumte ich von einer Sitzung, genauer Liegung, bei einem berühmten Reinkarnationstherapeuten, den ich konsultierte, da mir der Wein nicht mehr schmecken wollte.
Ich war sozusagen auf einer bedenklichen Art von Goethe-Jammer-Trip (”nur noch der Würzburger will mir schmecken…”) und wusste mir, da ich sonst nichts Krankes an mir finden konnte, einfach nicht anders zu helfen.
Der Rückführungsspezialist war auch, wie bei seinen Stundensätzen (die ich mir im Traume locker leisten konnte) kaum anders zu erwarten, zunächst sehr freundlich und zuvorkommend.
Dann aber gab er mir die volle Kante.
Dieser Hundling führte mich doch tatsächlich geradewegs in ein Leben zurück, in welchem ich nicht selten hemmungslos des Weines nicht geschont hatte und dazu noch anderer Stimulanzien, und das auch noch lachend mitsamt meiner Konkubine!
Dafür hätte ich jetzt in diesem Leben den schlechten Weingeschmack mitsamt dem mir ungerecht trist erscheinenden Rest zu büßen, erklärte der Meister trocken.
Der Traum ging trotzdem gut aus.
Ich vermochte es, einen ersten Impuls zur deftig verabreichten Ohrfeige zu unterdrücken, als ich mir diesen erbärmlichen Wicht ansah, denn ich war im Traum so alt und kräftig wie heute, und das wäre wirklich nicht angemessen gewesen.
Er hatte zwar versucht, mich seelisch völlig zu ruinieren und daran eine Menge Geld zu verdienen, aber für solcherlei Nicklichkeiten darf man heutzutage nicht einmal mehr in Bayern Watschn verteilen.
Ich bezahlte also den Meister, nicht ohne ihn an seine Schweigepflicht zu erinnern, artig, und schleppte noch an demselben Abend eine so fröhliche, lustige und weinselige kleine Maus ab, dass ich mir im Traume dachte, der Mann habe vielleicht doch irgendwie eine Ahnung von seinem Gewerk.
Jedenfalls verstand ich daraufhin sogar Goethes Zustände ein bisschen besser.
Tags: Büßen, Goethe, Reinkarnation
Bedenke: Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken!
Und Deine Erinnerungen sind doch Gold wert