Parteipolitik II

Die Bundeskanzlerin wollte das Lager Faisabad besuchen, den Außenposten unserer Landser kurz vor der deutsch-chinesischen Grenze im lieblichen Afghanistan, doch angeblich war das Wetter dafür zu schlecht.

Eine Garnison, die wegen schlechten Wetters nicht einmal vom Oberbefehlshaber der Gesamttruppe erreicht werden kann, stellt eine Anlage dar, deren Insassen auf die reine Gnade des Himmels und der von ihr Besatzten angewiesen sind. Aber das interessiert ja keinen, nicht einmal die verantwortlichen vorgesetzten Offiziere, die sich wegen der offenkundigen und fortgesetzten Verletzung ihrer Fürsorgepflicht für ihre Frontsoldaten in jeder vernunftgesteuerten Armee vor einem Kriegsgericht verantworten müssten.

Derweil ist immerhin die NPD so gut wie pleite, indem sie wohl ähnliche Dinge trieb wie weiland die liebe CDU, nur wie immer ohne deren sprichwörtliche Fortüne. Das hätten sich die Leute dort aber auch vorher denken können, dass man sich als NPD nicht benehmen darf wie eine Partei des sogenannten Verfassungsbogens.

Von der FDP habe ich wenig gehört, außer dass sie wie immer auf Pump die Steuern senken will, weil sich das durch den granatenmäßigen Aufschwung, der zwangsläufig darauf folgt, von selbst finanziert. In diesem Westen also nichts Neues.

Der Papst wiederum will es im sogenannten Heiligen Land wieder einmal mit Liebe versuchen, wenn er demnächst dorthin reist, sagte er über Ostern. Es scheint, der Mann hat weder das Wesen der Religion begriffen, die seiner vorausging, noch jene, welche auf sie folgte. Oder meint er, die paar verbliebenen Christen da unten werden es alleine richten? Na gut, er probiert’s halt, was sollte er auch sonst machen.

Ansonsten habe ich versucht, unsere 5 alten Räder für 12 500 Euro zur Abwracke zu bringen, welches jedoch perverserweise nicht hingehauen hat, obwohl ich versprach, danach ganz grün weiter Rad zu fahren und nicht so einen abartigen Klimakiller. Keiner wollte mich auch nur halbwegs ernst nehmen, obwohl doch jede Vernunft zweifelsohne auf meiner Seite stand.

Die SPD hofft derweil, dass die CDU vor lauter Angst vor den Wahlen so heftig sozial wird, dass erstere, während in den gegnerischen Reihen der Protestradau eskaliert, sich heimlich die konservativen Wähler abgreifen kann, ohne dass die anderen es rechtzeitig merken. Wenn die Sozis die CDU gleichzeitig links u n d rechts überholen, gewinnen sie die Partie.

Derweil ist die Linke von einer Partei des Aufbruchs zu einer Rittereuse von der traurigen Gestalt geworden, weil ihr kaum noch jemand glaubt, sie hätte dem Turbokapitalismus etwas entegenzusetzen. Denn wer dann versagt, indem ihm das Staunen nur das Maul offen stehen lässt, wenn die Burgtore plötzlich in Stücke springen, dem traut niemand mehr zu, dass er je die Sporen besäße, hineinzureiten.

Am besten geht es natürlich, wie seit vielen Jahren, parteipolitisch den Grünen, da sie über eine ebenso betuchte wie gegen jede Art Gedächtnisverlust völlig therapieresistente Anhängerschaft verfügen, die es fertigbringt, gleichzeitig für Krieg zu sein und dagegen und derlei Hochbegabtenspäße mehr.

Ach ja, die CSU hätte ich fast vergessen, die ist in gewisser Weise so etwas Ähnliches, nämlich für Gentechnik und dagegen, für den Lissabonner Vertrag und – Sie erraten es – dagegen, natürlich auch für die Kanzlerin und die Große Koalition und …

Die Freien Wähler hätte ich fast noch mehr vergessen als die CSU, denn bei denen sollen Leute aufgetaucht sein, die z. B. früher einmal bei der bösen Schill-Partei gewesen waren, alswelche so rechtsradikal sich gerierte, dass nur der schwule, daher unverdächtige Christdemokrat Ole von Beust sich’s wagen konnte, mit ihr zu regieren, wofür er ja jetzt in einer völlig ausgeschlossenen Koalition mit den Grünen auch ausgiebig Buße tun muss.

Meine eigene Partei, die praktischerweise nicht einmal gegründet werden musste und daher weder einer Satzung noch eines Schatzmeisters noch sonst irgend Gedönses bedarf, bleibt natürlich die stärkste, da ich sie nicht einmal wählen muss, um mich mit Sicherheit zu den Siegern jeder kommenden Wahl zählen zu können.

Und das ist in der Mediokratur doch allemal das Wichtigste, oder?

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