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Jetzt mal ans Eingemachte

Sonntag, 10. November 2013

Jetzt gehen wir mal, da mir aus guten Gründen darnach, nicht – zumindest nicht direkt – ans Idiotenkabinett. (Da findet man rechts unter den Kategorien genung.)

Nein, es geht um große Not, es geht um schwierigste Lagen.

Außer den kurzfristigen besonders um jene, die Jahre, ja Jahrzehnte anhalten mögen.

Zehn Jahre lang sozusagen auf der falschen Seite der Straße zu stehen: Ja, das ist bitter.

Erste Regel: nicht bitter werden.

Selbst Menschen, die einem wie grause Monster erscheinen mögen, wissen es einfach oft nicht besser. Ihre eigenen Nöte, auch eintrainierte Reflexe regieren.

Man werde, sodann, irgendwie klug. (Dass ich die Strategeme erstmal nicht mehr direkt behandle, heißt nicht, dass ich sie nicht fallweise durchscheinen ließe.)

Man ist gebrandmarkt (das ist jetzt das allgemeine Sprachbild, bezieht sich nicht darauf, dass ich zufällig Schwerverbrannter war und sichtlich bleiben werde).

Die Leute haben Scheu, manche werden, da sie es nicht besser wissen oder es ihnen gar gefällt, Vorteile bringt, boshaft. Unter Umständen extrem boshaft, hinterlistig, hundsgemein.

Daraus folgt schon die zweite Regel: Man lasse sich nicht auf alles ein, trage den Kopf nicht zu hoch, aber auch nie unten.

Und die dritte: Man hadere nicht.

Und die vierte: Man schaffe gerade umso mehr.

Und die fünfte: Man bleibe gelassen, man lache gar, wenn selbst das vorderhand nichts zu helfen scheint.

Man bleibe, indem man sich, teils auch behende, bewegt, einfach stehen.

“Tell him to just stay on!” – sagte ich vor einigen Jahren (ich habe das hier, soweit ich weiß, schon einmal erwähnt) einer tapferen, gleichwohl schier verzweifelten Mutter in Schottland, die die Traute hatte, sehend, dass mich ein ähnliches Schicksal getroffen, mich zu fragen, eine echte Lady, eine Inhaberin eines Kleiderladens, was sie denn ihrem Sohne, der wohl um die Zwanzig, jetzt, da er diese Maske tragen müsse (eine echte Brandgesichtsmaske), sagen könne, wie ihm aufzuhelfen sei.

Jeder Tag ist ein neuer Tag. Die Sonne scheint auch für Schwerstverletzte. Jedenfalls, wenn sie gerade nicht (mehr) in der Klinik.

Schaffen. Lernen. Auch noch das kleinste Schöne finden. Mehr Freude bereiten als verdammt und hässlich sein.

Den eigentlichen Wert des Lebens erkennen. Sich bilden. Sich entwickeln.

Erkennen, wie ärmlich viele von denen in Wirklichkeit dastehen, die einen verachten, gar schräge Witze über einen machen. Nicht nur Wehr finden, sondern ein echtes Voran.

Sehen, dass die ganze Welt, egal, wie man selber gerade aussieht oder dasteht, in einem selber.

Aber auch auf die Heimtücke achten.

Vielen gefällt es nämlich gar nicht, dass da einer nicht nur aushält, was ihn getroffen, sondern dann auch noch über sie hinausschreitet. Da werden manche ganz tief böse. Zwar eigentlich wider sich selbst: aber das hilft erstmal nichts.

Man werde im besten Sinne listig, ein Stratege.

Man sieht bald, dass man einen langen, steinigen Weg vor sich hat. Wohlan!

Man erkenne die Kräfte der Selbstheilung. Man halte sich, so gut als möglich, fern von Ärzten.

Man ergebe sich, zumal, nicht dummen Weibern. Sie mögen nichts dafür können, was sie treiben, aber sie schwächen, mindestens. (Umgekehrt gilt das natürlich auch, wenn es auch seltener der Fall.)

Man nehme sich wenigstens ein Ernsthaftes. Man verschaffe sich nach und nach Respekt, ja echte Achtung.

Irgendwann steht man über der Straße.

Nicht als Irrer, sondern als einer, der nicht nur beide Seiten kennt.