Wikileaks: Dass ich nicht lache

Es ist schon eine merkwürdige Räuberpistole: Die New York Times, der britische Guardian und der Spiegel bekommen zigtausende US-”Geheimdokumente” zum Afghanistan-Krieg vorab zugespielt, baldowern die Sache dann auf höchster Redaktionsebene aus und setzen dann uns restlichen Blödriane angemessen in Kenntnis.

Die New York Times: War es nicht dieses üble Schmierblatt,  das wesentlich dabei half, die amerikanische Öffentlichkeit und die ganze Welt in den Irakkrieg hineinzulügen?

War es nicht der Spiegel, der Schröder sich völlig isolieren sah, als er seinem Außenminister Fischer nicht in das “Abenteuer” folgen wollte?

Ist der Guardian nicht eines der penetrantesten Klimaschwindlerorgane des Planeten?

Halluziniere ich jetzt?

Da ist es natürlich auch ein ganz merkwürdiger Zufall, speziell für den Einfältigen, dass in den “Dokumenten”, den Konkoktationen des US-Miltärs und diverser “Dienste”, ganz peinlicherweise sozusagen “durchsickert”, der Iran helfe den Taliban mit Waffen, Geld und Logistik, Obama sich durch das ganze Konvolut in seiner Politik bestätigt fühlt, ja, wat’n komischer Zufall aber auch.

Und, wer hätte es gedacht, die Irankriegerfraktion in den USA fühlt sich bei solch guter neuer Mär mal wieder wohl wie ein frisch rasierter Divenpudel.

Und Wikileaks brüstet sich nebenbei damit, seine Quelle nicht zu kennen, seine Quellen nie zu kennen; so ein genialisches System habe man da, weltweit einzigartig, eingerichtet: denn so könnte man diese nicht einmal unter Zwang preisgeben.

Sagenhaft!

Diese Geistestitanen sind tatsächlich auf die unvergleichliche Idee gekommen, dass man nicht verraten könne, selbst wenn man wollte oder sollte, was man nicht weiß!

Dadurch werden die Informationen von Wikileaks, das behauptet, noch kein einziges Mal hinters Licht geführt worden zu sein (hehe!), natürlich glaubwürdig bis zur nahen 100%-Marke.

Aber, tut mir leid, Freunde der Nacht, Euch glaubte ich noch nicht einmal, wenn Ihr eine Kiste Pfifferlinge vor mich hinstelltet einfach so, dass es auch wirklich welche seien, hielte immer noch für möglich, dass es verkleidete Rotkappen, spitzkegelige Kahlköpfe, Fliegen-, Panther- oder Knollenblätterpilze sein könnten.

Wieso, frage ich, sollten jene Leute, die Kriege in Serie anzetteln, Hochzeitsfeste bombardieren, entführen, morden und foltern, weltweit, sich ausgerechnet von diesen Wikileaks-Typen an der Nase herumführen lassen, dass selbst Klein-Erna vor Lachen vom dreirädrigen Veloziped zu stürzen droht?

Da springt doch dem chinesischen Koch noch der halb durchgebratene Hund aus dem Wok!

Und selbst der Anton aus Tirol erleidet einen plötzlichen Wadlnschwund.

(Diesen Artikel von Daniel Neun empfehle ich im Zusammenhang mit den jüngsten Wikileaks-Veröffentlichungen zur Vertiefung der Materie und Fortsetzung der Schau dieser Tragikomödie.)

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3 Antworten zu “Wikileaks: Dass ich nicht lache”

  1. „Sensationelle Dokumente“ von WikiLeaks nur eine Porpagandamasche? « Der AmSeL-Gedanke Plus = Gemeinschaft sagt:

    [...] 28.07.10: Wikileaks: Dass ich nicht lacht [...]

  2. Bernhard sagt:

    Unabhängig wo sich der Server von Wikileaks auch befindet, wenn das Militär will pusten die den Server ins Nirwana, die sind nicht blöde.

    (Ist das WWW nicht ein „Abfallprodukt“ des Militärs!!!“, uns steht nur ein Bruchteil der tatsächlichen Bandbreite zur Verfügung)

    Aus meiner Sicht ist Wikileaks inszeniert um die Intellektuellen bei der Stange zu halten, solange die sich mit dem Gordischen Informationsknoten auseinandersetzen hat die Obrigkeit ruhe vor denen.

    Nachrichten bedeutet ja, nach richten, dass funktioniert zu 100%.

    LG
    Bernhard

  3. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Bernhard

    Ich bin ja nun wirklich nicht so der Computersuperduper, aber ich vermute mindestens mal, dass Du recht hast.

    Ich kann mich täuschen, halte das Ganze aber für eine Riesenverarschung, selbst dann, wenn die Leute von Wikileaks gute Absichten haben sollten, was ich von vorneherein gar nicht einmal in Abrede stellen will.

    Das wäre ja auch optimal: So kommen sie völlig authentisch ‘rüber, und man muss ihnen noch nicht einmal einen Cent dafür bezahlen.

    (Zahlungen sind abgesehen davon, dass man sie nicht gerne leistet, mitunter auch verräterisch; das lernt man schon im Fernsehkrimi.)

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